Artikel Veröffentlicht am 02-03-2020

Kein neuer Job: der Unterschied zwischen nicht und latent Arbeitssuchenden

Als Personalbeschaffer konzentriert man sich auf Personen, die einen Job suchen. Dabei übersieht man oft, dass die große Mehrheit der Berufsbevölkerung überhaupt keine neue Stelle sucht. Allerdings steht ein Teil dieser Gruppe einem Angebot nicht ablehnend gegenüber. Die Daten aus unserer Studie zum Arbeitsmarktverhalten (Arbeidsmarktgedragsonderzoek – AGO) bieten mehr Einblick in diese Gruppe von latent Arbeitssuchenden, die eigentlich gar keine (andere) Stelle suchen.

Sourcing-Druck

Rund 88 % der Befragten in der Studie zum Arbeitsmarktverhalten gaben an, dass sie nicht aktiv auf Jobsuche sind. 48 % von diesen 88 % können allerdings als latent Arbeitssuchende eingestuft werden. Sie suchen zwar nicht unbedingt eine neue Arbeit, behalten den Arbeitsmarkt aber trotzdem im Auge. Offensichtlich wird dieser Gruppe häufiger eine Stelle angeboten (35 % mindestens einmal pro Vierteljahr) als der Gruppe, die nicht auf der Suche ist (22 %). Mit anderen Worten, die erste Gruppe steht unter wesentlich höherem Sourcing-Druck als die andere.

Worin unterscheiden sich die Gruppen?

Wir möchten natürlich erfahren, ob es noch weitere Unterschiede zwischen den beiden Gruppen und zwischen den Gruppen und der gesamten niederländischen Berufsbevölkerung gibt. Was das Geschlecht betrifft: kaum. Das Verhältnis von Männern und Frauen ist in allen Gruppen fast identisch. Die latent Arbeitssuchenden haben durchschnittlich eine etwas bessere Ausbildung als die Gruppe, die nicht auf der Suche ist. Sie sind im Durchschnitt auch etwas jünger. 36 % der Personen, die keinen neuen Job suchen, sind über 50, im Gegensatz zu 24 % der latent Arbeitssuchenden und der gesamten niederländischen Berufsbevölkerung. Im Hinblick auf Ausbildung und Branche gibt es keine wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Dasselbe gilt im Vergleich zur gesamten niederländischen Berufsbevölkerung. Die Gruppe der nicht Arbeitssuchenden hat überdurchschnittlich oft einen Festvertrag (77 % gegenüber 71 %), die Gruppe der latent Arbeitssuchenden liegt etwas darunter (68 %). In dieser Gruppe gibt es relativ viele Personen mit einem befristeten oder einem Null-Stunden-Vertrag.

Wie wird gesucht?

Natürlich ist die Rede von einer Gruppe, die eigentlich gar keinen anderen Job sucht. Welche Kanäle würden sie nutzen, wenn sie einen Job suchen würden? Die latent Arbeitssuchenden weichen in dieser Hinsicht kaum von der gesamten niederländischen Berufsbevölkerung ab. Allerdings sind soziale Medien in dieser Gruppe etwas beliebter als im Durchschnitt, während Personen, die keinen Job suchen, diese etwas weniger als durchschnittlich einsetzen. Die nicht Arbeitssuchenden würden alle Kanäle durchschnittlich oder unterdurchschnittlich oft nutzen und liegen nur bei den internen Stellenanzeigen etwas über dem Durchschnitt. Sie erzielen bei sämtlichen Online-Kanälen deutlich weniger Punkte und würden auch das eigene Netzwerk nur zögerlicher nutzen. Ein Zusammenhang mit dem Durchschnittsalter liegt hier nahe.

Kanäle für die JobsucheGesamte niederländische BerufsbevölkerungNicht ArbeitssuchendeLatent Arbeitssuchende
Firmenwebsites16%14%18%
Bekannte/Netzwerk36%33%38%
Unternehmen anrufen oder sich persönlich vorstellen14%13%14%
Lebenslauf in Datenbank einer Job-Site hochladen26%22%27%
Dafür sorgen, dass ich für Arbeitgeber/Vermittlungen online auffindbar bin19%16%21%
Interne Stellenanzeigen22%23%23%
Initiativbewerbung32%32%32%
Soziale Medien33%27%37%
Bewerbungs-Apps12%10%13%
Leiharbeitsfirma23%23%22%
Job-Sites57%51%59%
Personalanwerbungsagentur10%9%11%
Suchmaschine24%20%25%

 

Quelle: Intelligence Group, 2019