Artikel Veröffentlicht am 16-03-2021

Ein gutes Gehalt ist wichtig, wird allerdings nur in wenigen Stellenangeboten erwähnt

Es gibt aktuell zahlreiche Methoden, um Arbeitnehmer anzuziehen. Eine davon ist der Einsatz von Pullfaktoren. Aus der Studie zum Arbeitsmarktverhalten (Arbeidsmarkt GedragsOnderzoek – AGO) von Intelligence Group geht hervor, dass die Anziehungskraft von Pullfaktoren nicht nur von der Zielgruppe, sondern auch vom Geschlecht, dem Alter und dem Ausbildungsniveau abhängt. Weiterhin wird deutlich, dass der Aspekt, der den Arbeitnehmern am wichtigsten ist, häufig überhaupt nicht erwähnt wird.

Die Studie hat unter anderem aufgezeigt, dass:

  • immer mehr Arbeitgeber das Gehalt in einem Stellenangebot nennen;
  • ein gutes Gehalt, ein Festvertrag und eine angenehme Arbeitsatmosphäre die drei wichtigsten Pullfaktoren sind;
  • eine nachvollziehbare Gehaltsstruktur die Produktivität und Mitarbeiterbindung fördert.

Wünsche der Arbeitssuchenden werden von Arbeitgebern nicht berücksichtigt

Für 55 % der Berufsbevölkerung in den Niederlanden ist das Gehalt einer der ausschlaggebenden Gründe dafür, sich für einen bestimmten Arbeitgeber zu entscheiden. Dieser Aspekt führt seit langer Zeit unverändert die Liste der wichtigsten Pullfaktoren an. Trotzdem besteht nach wie vor eine deutliche Kluft zwischen den Bedürfnissen der Arbeitnehmer und den Informationen, die von den Arbeitgebern in Stellenangeboten veröffentlicht werden. Aus einer Studie von Jobdigger geht beispielsweise hervor, dass nur in 26 % aller veröffentlichten Stellenangebote eine Gehaltsangabe erscheint. Obwohl dieser Prozentsatz vor allem im Jahr 2020 gestiegen ist, wird dieser wichtigste aller Pullfaktoren in den meisten Stellenangeboten nach wie vor nicht erwähnt.

Eine positive Tendenz

In den letzten Jahren gibt es zunehmend Stellenangebote mit Gehaltsangabe. 2019 wurde das Gehalt nur in 18 % aller Stellenanzeigen genannt. Die Tatsache, dass dieser Prozentsatz gerade im Jahr 2020 deutlich zugenommen hat, ist möglicherweise eine (indirekte) Folge der Coronakrise oder der Personalknappheit auf dem Arbeitsmarkt sowie der daraus resultierenden Konkurrenz zwischen den Arbeitgebern. Auch die Rangliste in der kürzlich eingeführten Suchmaschine Google for Jobs bietet Arbeitgebern eventuell einen Anreiz dafür, eine Gehaltsangabe in ihre Stellenangebote aufzunehmen. Die Plattform bewertet die Nennung des Gehalts positiv, sodass sich Arbeitgeber auf diese Weise einen Vorsprung vor ihren Konkurrenten verschaffen können. Darüber hinaus wird durch die Angabe des Gehalts im Stellenangebot auf die viel diskutierte Einkommenskluft zwischen den Geschlechtern aufmerksam gemacht und mit dem Gehaltstabu gebrochen.

Studie zum Thema Gehaltstransparenz

Auch eine Studie, die 2015 von Glassdoor durchgeführt wurde, weist die Bedeutung der Gehaltstransparenz (und die zunehmende Forderung danach) deutlich nach. In den letzten Jahren war eine positive Tendenz feststellbar, weg von der „traditionellen Geheimhaltung am Arbeitsplatz“ hin zu einer offeneren Gehaltspolitik. Auch Geert-Jan Waasdorp, Geschäftsführer von Intelligence Group, erläutert in seinem Blog das Interesse einer geschlechtsneutralen und nachvollziehbaren Gehaltsstruktur sowie deren Auswirkungen auf Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Auch die Europäischen Kommission hat bereits Maßnahmen für mehr Gehaltstransparenz vorgeschlagen. Diese Transparenz wirkt sich auch auf die Arbeitssuche aus. Arbeitssuchende können auf diese Weise die Kosten (den Energie- und Zeitaufwand für die Suche nach Informationen) gegen die Nutzen (eine bessere Stelle oder ein höheres Gehalt) abwägen. Die transparentere Gestaltung dieser Informationen macht die Arbeitssuche attraktiver, sorgt dafür, dass Arbeitnehmer weniger lange arbeitslos sind und führt potenziell zu besseren „Job Matches“. Hinzu kommt, dass die meisten Studien zum Thema nachgewiesen haben, dass Arbeitnehmer produktiver und engagierter sind, wenn die Gehaltsstruktur nachvollziehbar und vorhersehbar ist.

Die 10 wichtigsten Pullfaktoren

Wie bereits oben erwähnt, ist ein gutes Gehalt für die meisten Menschen einer der wichtigsten Pullfaktoren. 2020 bewerten 55 % der arbeitenden Bevölkerung ein gutes Gehalt als wesentlichen Pullfaktor. Männer finden diesen Aspekt nachweislich wichtiger als Frauen. Während nur die Hälfte der Frauen ein gutes Gehalt als bedeutenden Pullfaktor einstuft, liegt der Prozentsatz bei den Männern bei 60 %. Im Hinblick auf das Alter und das Ausbildungsniveau wird ein bemerkenswertes Muster sichtbar. Je älter die Befragten, desto weniger Gewicht hat ein gutes Gehalt bei der Entscheidung für einen bestimmten Arbeitgeber. 58 % der niederländischen Berufsbevölkerung unter 30 betrachtet ein gutes Gehalt als wichtigen Pullfaktor, bei den über 50-jährigen sind das nur noch 51 %. Auch beim Ausbildungsniveau lässt sich ein deutlicher Unterschied feststellen. Für 59 % aller Befragten mit einem Abschluss des berufsbildenden Sekundarunterrichts ist ein gutes Gehalt ein ausschlaggebender Grund, um sich für einen Arbeitgeber zu entscheiden. Bei Personen mit einem abgeschlossenen Studium liegt dieser Prozentsatz etwas niedriger (52 %).

Wie man der unten stehenden Tabelle entnehmen kann, gibt es neben dem guten Gehalt eine Reihe von weiteren relativ wichtigen Pullfaktoren. Auch die Arbeitsatmosphäre, ein Festvertrag, der Inhalt der Arbeit und die Anfahrtszeit haben einen Platz in den Top 5.

Die 10 wichtigsten Pullfaktoren 2020
1. Gutes Gehalt
2. Arbeitsatmosphäre
3. Festvertrag
4. Inhalt der Arbeit
5. In der Nähe des Wohnorts/Anfahrtszeit
6. Herausforderungen bei der Arbeit
7. Selbstständigkeit
8. Annehmbarer Arbeitsdruck
9. Abwechslungsreiche Arbeit
10. Gute Lohnzusatzleistungen/Tarifvertrag

Quelle: Intelligence Group 2020

Neue europäische Gesetzgebung

Obwohl sich die wichtigsten Pullfaktoren für die gesamte niederländische Berufsbevölkerung nicht oder kaum verändert haben, werden Unterschiede deutlich, sobald man die Gruppe aufgliedert. Die positive Tendenz zu mehr Gehaltstransparenz wird sich erwartungsgemäß fortsetzen. Gründe dafür sind unter anderem der Personalmangel im Arbeitsmarkt, die Schließung der Einkommenskluft zwischen Männern und Frauen sowie die Gehaltskonkurrenz zwischen Arbeitgebern. Auch der kürzlich von der Europäischen Union vorgelegte Vorschlag für die Gewährleistung der Gehaltsgleichheit zwischen Männern und Frauen, wird sich sicherlich positiv auswirken. Wir machen hoffentlich einen Schritt in die richtige Richtung!